Der Frankfurter Messeturm streckt sich wie ein Bleistift in den Himmel, als wären die Wolken das Papier. Vor 30 Jahren war Baubeginn. Darum kursieren aktuell zahlreiche Geschichten über das imposante Bauwerk in deutschen Medien.
Storytelling bezeichnet die Methode, Informationen in Form von Geschichten zu vermitteln. Indem ein Unternehmen, eine Marke oder ein Produkt in eine Geschichte verpackt werden, werden sie für die Kunden greifbarer und gewinnen an Sympathie. Mit einem guten Spannungsbogen kann das Interesse langfristig aufrechterhalten werden, was sich schliesslich auch wirtschaftlich niederschlägt. Um die passende Geschichte zu finden, sollten sich Unternehmen zunächst auf den eigenen Kern besinnen.
- Was bieten wir an, und wen wollen wir damit erreichen?
- Welches Bedürfnis befriedigen wir mit unserem Produkt bzw. unseren Produkten?
Das sind die zentralen und primären Fragen, um gutes Content Marketing zu entwickeln.
Der Frankfurter Messeturm bietet derzeit bestes Anschauungsmaterial für Storytelling. Das Jubiläum zum Baubeginn vor 30 Jahren bringt einige spannende Geschichten zum Vorschein. Sie zeigen auf, dass Themen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und erzählt werden können.
Ansatz 1: Die Geschichte
Die Wurzeln der Frankfurter Messe gehen zurück bis ins Mittelalter. Jahrhundertelang war die Altstadt der Umschlagplatz für Waren aus ganz Europa. Doch in der Neuzeit verdichtet sich das Treiben zu einem engen Knäuel. Ein Messeplatz musste her. 1907 eröffnen Platz und Festhalle. Eine Investition, die sich auszahlt: In der Wirtschaftswunderzeit blüht die Messe.
Zeitsprung. In den 80ern soll ein Wahrzeichen fürs Messegelände her, welches der grossen Bedeutung des Handelsplatzes gerecht wird. Die Stadt möchte einen Wolkenkratzer und schreibt 1985 einen Architekturwettbewerb aus. Der Zuschlag geht nach Chicago ins Büro Murphy/Jahn
Mitten in der Bauzeit stirbt Charles Murphy (1890–1985). Sein Partner Helmut Jahn treibt das Projekt nun alleine voran. Der Bau beginnt 1988. Das Immobilienunternehmen Tishman Speyer Properties errichtet den Wolkenkratzer zusammen mit der Citibank. 1990 ist Eröffnung – und bis 1997 bleibt der Bau das höchste Gebäude Deutschlands. Dann wird es vom Frankfurter Commerzbank-Tower überholt.
Ansatz 2: Mythen und Verschwörungen
Und plötzlich fragen sich alle: Ein Wahrzeichen Frankfurts soll ein Werk des Geheimbundes der Illuminaten sein? Im Internet arbeiten sich seit Jahren Verschwörungstheoretiker an dieser Vorstellung ab. Vor allem die Pyramide an der Spitze des Frankfurter Messeturms steht im Fokus: Sie sei das Symbol der Illuminaten mitsamt dem «allsehenden Auge» in ihrer Spitze. Dieses gilt übrigens als Warnsignal für Flugzeuge. Im Netz kochen deshalb die Emotionen hoch. In einem YouTube-Beitrag wird der Turm als «unfassbar offensichtliches Bauwerk der neuen Weltordnung» beschrieben. Hier werde die Unterdrückung der Menschen durch einen mächtigen Geheimbund sichtbar. Vermeintliche Indizien gibt es im Inneren des Wolkenkratzers reihenweise: Dreiecke überall. Selbst der Aufzug-Knopf ist als Pyramide designt …
Ansatz 3: Interessantes aus dem Umfeld
Der Hammering Man, der vor dem Frankfurter Messeturm steht, ist weltweit einer von 12 Exemplaren, die der Amerikaner Jonathan Borofsky seit 1979 installiert hat. Dabei handelt es sich um motorgetriebe Skulpturen, welche die bewegliche Silhouette eines Arbeiters darstellen, der einen Hammer gegen ein symbolisches Werkstück bewegt. In bedächtiger Ruhe und Rhythmik sind die Hämmerbewegung zu beobachten. Der Hammer bewegt sich genauso langsam gegen das Werkstück, wie er gehoben wird.
Vor dem imposanten Frankfurter Messeturm steht mit gut 20 Metern der Grösste der 12 Hammering Men. Das Immobilienunternehmen Tishman Speyer Properties, gleichzeitig Bauherr des Frankfurter Messeturms, stiftete die motorgesteuerte 32 Tonnen schwere Stahl- und Aluminiumkonstruktion 1991. Die Silhouette des Arbeiters lässt seitdem unablässig seinen Hammer auf ein Werkstück klopfen. Übrigens: zwei Jahre zuvor fand ein anderer Hammering Man seinen Platz in Basel. Die Schweizer Version beim Aeschenplatz ist 13,5 Meter hoch, 15 Zentimeter dick und wiegt knapp 8 Tonnen.
Ansatz 4: Events und Aktualitäten
Seit 2007 ist der Frankfurter Messeturm Schauplatz des SkyRuns, Europas höchstem Treppenhauslauf. 61 Stockwerke. 1.202 Stufen. Knapper Atem. Herzrasen. Schwindel. 222 Höhenmeter. Übersäuerte Beine. Der Streckenrekord hält Christian Riedl – mit 6 Minuten und 25,5 Sekunden. Treppenlaufen sei für ihn der logischste Sport der Welt.«Ich kann nicht einfach Skispringen, aber Treppen gibt es überall.»
Tagesaktuelle Geschichten sind dankbare Aufhänger für Storytelling. Da können wir über Helden berichten und verstärkt Emotionen ins Spiel bringen.
Ansatz 5: Infografik mit Detailinformationen
Rundbau, Bürobau, Konferenzetage, Spitze, Pyramidenbeleuchtung, Belüftung, Kühlkammer, Hindernisbefeuerung, Fassadenbefahranlage, Fahrstühle, Aufzugsschächte, Aufzugsmanagement, Maschinenraum, Hausverwalter, Messeturm in Zahlen, Situationsplan und auch wieder der Hammering Man. Dies sind alles Stichworte, die in der spannenden Infografik des grössten Boulevardblattes Deutschland jüngst portiert wurden. So können Geschichten besonders fesseln: durch Illustrationen, einem Lexikon-Groove und sachlichen, knappen Informationen. So aufbereitete Fakten geniessen einen hohen Glaubwürdigkeitsfaktor.
Alles spricht für Geschichten
In einer Zeit der Informations- und Reizüberflutung ist es für Unternehmen eine echte Herausforderung, Botschaften, Wissen und Daten so zu vermitteln, dass sie sich in den Gedächtnissen der Zielgruppen verankern. Kommt erschwerend hinzu, dass die Komplexität der Informationen stetig zunimmt und die Aufnahmefähigkeit von uns Menschen nach wie vor begrenzt bleibt.
Und doch ist es so, dass für viele Menschen und in vielen Unternehmen Kenntnisse über Produkte, Daten und Prozesse immer wichtiger werden. Es stellt sich ein Kampf um die Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit von Informationen ein. Der Storytelling-Ansatz kann hier helfen, Botschaften an Kunden und weitere Zielgruppen verständlich und passend zu verpacken.