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Branchenstudien zeigen es immer wieder: Mitarbeitende sind zufriedener im Job, wenn im Unternehmen klare Richtlinien und Werte vorhanden, kommuniziert und gelebt werden. So sagt die Studie «International Index of Corporate Values» aus, dass über 80 Prozent der befragten Arbeitnehmenden eine Wertedefinition im Unternehmen zwingend nötig finden. Rund 75 Prozent richten ihr Handeln konkret an diesen Unternehmensgrundsätzen aus. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie des Agenturnetzwerks Ecco, welche nach den Jahren 2006 und 2009 im 2013 zum dritten Mal erhoben wurde. In fünf Ländern sind dafür über drei Tausend Arbeitnehmende zu den Unternehmenswerten befragt worden.
Laut dieser Studie schreiben deutsche Arbeitnehmenden den Werten «Qualität», «Umweltbewusstsein» und «Innovation» die grösste Relevanz zu. Deutschland ist das einzige der fünf Länder, das «Qualität» als Spitzenwert setzt. «Innovation» liegt hingegen in Ländern ausserhalb Deutschlands auf Platz eins.
Werte müssen gelebt werden
Doch in Deutschland gibt es punkto Unternehmensführung einen Wehrmutstropfen: Nur jeder zweite Arbeitnehmende in Deutschland kennt die Werte des Unternehmens, so die Aussage einer anderen Studie. Die Unternehmensberatung Rochus Mummert hat für die Studie «Leadership im Topmanagement deutscher Unternehmen» 220 Mitarbeitende und Führungskräfte von Grossfirmen und KMUs befragt.
Die Studie zeigt auf, dass es sich für Unternehmen durchaus lohnt, klare Werte zu definieren: In überdurchschnittlich wachsenden Unternehmen kennen 71 Prozent der Mitarbeitenden die Unternehmenswerte und leben diese im Geschäftsalltag.
Nur jeder zweite Arbeitnehmer kennt die Werte des Unternehmens.
Gemäss der Studie «Leadership im Topmanagement deutscher Unternehmen» schreiben Firmenchefs gerne Schlagwörter wie Kundenorientierung, Fairness und Bescheidenheit auf die Unternehmensfahne. Schade ist, dass jeweils nur die Hälfte der leitenden Angestellten und Mitarbeitenden der scheinbar gemeinsamen Wertewelt zustimmen. «Deutschlands Manager haben offenbar nicht verstanden, dass Werte nicht nur hübsche Floskeln sein sollten, die irgendwo auf der Homepage nachzulesen sind», führt Dr. Hans Schlipat, Managing Partner bei Mummert, in der Studie aus.
Unternehmenswerte aus Überzeugung formulieren
Authentische Werte basieren in der Regel auf dem Gründungsgedanken und der Geschichte eines Unternehmens sowie auf den Grundsätzen derjenigen Menschen, die eine Organisation geprägt haben und noch immer prägen.
Eine Analyse der Wertaussagen der hundert grössten Schweizer Arbeitgeber – durchgeführt von The Rainmaker Corporation Schweiz GmbH – zeigt auf, dass Werte der «guten alten Zeit», wie «Freundlichkeit», «Pünktlichkeit» oder «Rücksicht» genau so zu finden sind wie Anglizismen, wie (z.B. «Excellence» oder «Empowerment». Ebenso behaupten sich Begriffe, die den Wettbewerb widerspiegeln, wie «Kampfgeist», «Siegeswille» oder «Stolz». Auch rein betriebswirtschaftliche Definitionen sind in den Schweizer Wertewelten zu finden: «Kernressourcen», «Kosteneffizienz» oder «Prozesskontrolle».
Nur die Hälfte aller leitenden Angestellten und Mitarbeitenden kann sich mit den
formulierten Werten identifizieren.
«Innovation» und «Kundenfokus» sind mit 35 Prozent die am häufigsten verwendeten Begriffe, gefolgt von Verantwortungsbewusstsein (25 Prozent), Qualität (23 Prozent) und Engagement (19 Prozent). Je nach Branche gibt es zudem eigene Topwerte. So setzen Versicherungsunternehmen am häufigsten auf «Transparenz», während der Detailhandel seine «Leistungsstärke» ins Zentrum rückt. «Verantwortungsbewusstsein» scheint hingegen eine besonders wichtige Qualität von Finanzunternehmen zu sein.
Die kommunizierten Werte der grössten Schweizer Arbeitgeber wiederholen sich auffällig häufig. Sie scheinen austauschbar und bieten den Anspruchsgruppen somit wenig Orientierung. Eine
Differenzierung der Unternehmungen über die Werte findet gemäss dieser Analyse viel zu wenig statt. Trotzdem sind es diese Werte, die als Quelle für die kommerziellen Werbebotschaften und die
interne Kommunikation genutzt werden.
«Innovation» und «Kundenfokus» sind mit 35 Prozent die am häufigsten verwendeten
Begriffe in Wertewelten.